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Kath. Kirche Thier

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kath. Kirche Thier

Vom Heiligenhäuschen zur neugotischen Kirche in Thier

Die Vorgängerbauten

Im Jahre 1443 wird Thier als Tyre erstmals urkundlich erwähnt.

Es wird vermutet, dass in Unterthier einst eine Kapelle bzw. ein „Heiligenhäuschen“ gestanden hat; Indiz ist die historische Flurbezeichnung Im Heiligenhäuschens Garten.

In einer Stiftungsurkunde des Jahres 1686 trägt das Thierer Kirchlein die Bezeichnung heyligen häußgen; leider erfolgt keine exaktere Bestimmung der damaligen Lage. Seit  1684  hielten  die  Kapläne  von Wipperfürth  zur  Sommerzeit  dort im  Wechsel  mit  Agathaberg an  Sonn- und  Feiertagen  Hl. Messe und Kinderlehre

Im Jahr 1750 wurde in Thier eine Kapelle errichtet. Das berichtet der Thierer Pfarrer Schmitz in dem (vermutlich im Jahre 1862 angelegten) Kirchenlagerbuch der hiesigen Gemeinde.

Die Autoren des 1995 zum Doppeljubiläum (200 Jahre Gründung Pfarrgemeinde und 100 Jahre Grundsteinlegung der heutigen St. Anna Kirche) erschienen Buches „Aus dem Archiv der Pfarrgemeinde St. Anna Thier“ vermuten hinsichtlich der baulichen und topographischen Entwicklung der hiesigen Gebetsstätte bis zum Jahre 1750 drei Phasen:

1. Phase:         Bau eines Heiligenhäuschens in Unterthier

2. Phase:         Verlegung der Gebetsstätte wegen der ungünstigen Bodenverhältnisse in der kleinen Talsenke von Unterthier auf die Anhöhe des heute so genannten Kapellenberges unter gleichzeitiger Vergrößerung der Gebetsstätte zu einer (ersten) Kapelle.

3. Phase:         An gleicher Stelle Errichtung einer neuen Kapelle im Jahre 1750.

Diese neue Kapelle wurde bereits im Jahr 1785 erweitert. Als die alte Honschaft Flosbach 1795 ihre Selbständigkeit als Pfarre erlangte, wurde sie zur Pfarrkirche erhoben. 1821 wurde der Chor, 1828 der Turm errichtet.

Im Jahre 1879 kam eine Begutachtung der Kirche zum Fazit: „Einsturz droht“. Im Jahr 1891 wurde dann der Turm bis zur Höhe des Kirchendaches abgetragen. Die Kirche diente bis zum 5. Oktober1897 als Pfarrkirche; im Dezember 1898 wurde sie abgebrochen.  Ihr Grundriss  ist heute im Kreuzungsbereich Johann-Wilhelm-Roth-Straße / Kapellenberg durch farbiges Pflaster gekennzeichnet.

Die neue (heutige) Kirche

1891/1892 erfolgte die Erteilung der notwendigen Genehmigungen für den Neubau und dessen Finanzierung.

Den Bauplan der neuen Kirche entwarf der Düsseldorfer Architekt Wilhelm Sültenfuß. Sie wurde im neugotischen Stil als Hallenkirche mit drei Schiffen zu vier Jochen geplant.

Da sie neben der bisherigen Kirche auf dem alten Friedhof errichtet wurde, war keine Notkirche erforderlich. Der erste Spatenstich erfolgte am 27. August 1895, und am 21. Oktober 1895 wurde der Grundstein von Dechant Ignatz Schellarts, Pfarrer in Süng, in Gegenwart von mehreren Geistlichen und vielen Gläubigen gesegnet und gelegt. Zwei Jahre später war die Kirche fertig und konnte durch Dechant Schellarts gesegnet werden. Die Konsekration erfolgte 1903 durch Weihbischof Dr. Joseph Müller.

Die Ausstattung der Kirche stammt überwiegend aus der Erbauungszeit; besondere Beachtung verdient hier der vom Architekten Sültenfuß entworfene Hochaltar. Aus der alten Kirche stammen das Vesperbild auf dem linken Seitenaltar (15. Jh.), der Kronleuchter mit der Strahlenkranz-Madonna im Mittelschiff (17. Jh.) und der Taufstein (18. Jh.).

Alter Friedhof

Im zeitlichen Zusammenhang mit der Anerkennung der Selbständigkeit als Pfarre erhielt der Thierer Pfarrer Johann-Wilhelm Roth die Genehmigung, in Thier einen Friedhof anzulegen. Sie wurde am 25.9.1795 durch den damaligen Generalvikar J.P. Horn-Goldschmidt erteilt. Die Einweihung des Friedhofes am 28. Oktober 1795 dokumentiert Pastor Roth mit folgenden Worten:

Nach Weisung der oben erwähnten, förmlich erteilten Vollmacht wurde von mir, dem Unterzeichneten, unter Assistenz der Hochwürdigen Herren P. Bern. Auling, des derzeitigen Guardian, Pater Epiphanius Schmitz, des augenblicklichen Vikars des Wipperfürther Franziskanerklosters, Pater Didimus Dörpinghaus, Minorit aus Lennep, und Johann Wilhelm Causemann, Priester der Erzdiözese Köln, der neue Friedhof in Thier am 28.10.1795 nach den in unserer Kölner Agende vorgeschriebenen Riten in Anwesenheit einer großen Menschenmenge feierlich gesegnet. …

So versichere und bekräftige ich, Joh. Wilh. Roth, Pastor an St. Anna, ebendort, mit demselben Datum, eigenhändig.

Im Laufe der Zeit wurde der Friedhof, der nördlich der alten Kirche lag, mehrfach vergrößert. Als auf einem Teil der Fläche 1895 bis 1897 die neue Kirche errichtet wurde, erweiterte man den Friedhof zur Talseite hin; im Jahr 1910 wurde dann an anderer Stelle ein ganz neuer Friedhof angelegt.

Der alte Friedhof ist terrassenförmig angelegt, teilweise mit einer Bruchsteinmauer umgeben und hat 2 Freitreppen. Die Grabdenkmäler, die heute noch stehen, stammen aus dem späten 18. bis frühen 20. Jahrhundert. Vor der Nordwand der Kirche befinden sich die Priestergräber und das Missionskreuz von 1858.

An der südlichen Außenmauer der Kirche ist eine Grabplatte angebracht, die aus der alten Kirche stammt; 1789 war der aus Niederbenningrath stammende Priester Peter Paul Fürth im Chor vor dem Altar bestattet worden..

Zusammenstellung:   Franz-Günter Fehling

Quellen:

Peter Opladen, Das Dekanat Wipperfürth, 1955

Gerda Panofsky-Soergel: Die Denkmäler des Rheinlandes, Rheinisch-Bergischer Kreis, Bd. 2, 1972

Josef Blechmann: Auf der Thier – Die Geschichte eines bergischen Dorfes, 1979

Kath. Kirchengemeinde St. Anna Thier: Aus dem Archiv der Pfarrgemeinde St. Anna Thier, 1995

Martina Junghans: Die kirchliche Ausstattung … der Kirche St. Anna zu Thier, 2015

Norbert Wegerhoff, Vorspann zum Thierer Kirchenbuch, 2020


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