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Agathaberg

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Immer wieder ein Raub der Flammen

Viele Menschen erlebten in ihrem Leben drei bis vier Stadtbrände

Zwischen 1333 und 1585 hat es in Wipperfürth nicht weniger als zehn große Brände gegeben; mehrfach wurde die Stadt dabei fast vollständig zerstört.

Fast immer waren Haushalts- oder Gewerbeunfälle die Brandursache. In den Häusern gab es damals noch keine Herde, sondern offene Feuerstellen mit Rauchfang und einem hölzernen Kamin. Talglichter und Öllampen dienten der Beleuchtung. Wohnung und Gewerbe waren nicht getrennt, und in vielen Gewerben ? so beim Schmieden, Kornbrennen und Bierbrauen ? wurde mit offenem Feuer gearbeitet. Man benannte die Brände meist nach dem Eigentümer des Hauses, in dem sie ausgebrochen waren.

Der Stadtbrand von 1352 wurde durch Blitzschlag ausgelöst, der von 1404 hatte als einziger mit einer kriegerischen Auseinandersetzung zu tun: Soldaten des Kölner Erzbischofs besetzten die Stadt, nachdem sich der junge Graf von Berg mit diesem angelegt hatte; die Verteidiger unter dem Ritter Krüwel (vom späteren Schloss Gimborn) verschanzten sich im Siegburger Torturm am oberen Ende der Klosterstraße und beschossen von dort aus die Stadt mit Brandpfeilen …

Das Ausmaß der Brandkatastrophen hatte viel mit der Baustruktur zu tun: Die Straßen waren schmaler als heute, die Häuser mit Stroh oder Holzschindeln gedeckt, mit denen noch bis Ende des 18. Jahrhunderts auch die Fachwerkwände verkleidet waren. Hinzu kam, dass die Ackerbürger Heu und Stroh unterm Dach lagerten.

Man war sich der Gefahr durchaus bewusst. Die hölzernen Kamine wurden regelmäßig kontrolliert. Zusätzlich zum Nachtwächter mussten alle Bürger reihum nachts Patrouillengänge übernehmen. An vielen Stellen waren Leitern und Löscheimer deponiert. Das Wasser im ehemals bis unter das Bodenniveau reichenden Trog des Marktbrunnens, der nach dem Stadtbrand von 1585 erneuert wurde, war zum Feuerlöschen gedacht. Aus einem vom Mittelpfeiler ausgehenden langen Rohr konnte man das Trinkwasser abfüllen; das überschüssige Wasser wurde außerhalb des Beckens in Kanäle geleitet und speiste mehrere kleine, aus Brettern gezimmerte Brunnen in der Umgebung sowie einen Feuerlöschteich auf dem Marktplatz. Zusätzlich gab es Ziehbrunnen in den Kellern der Häuser.

Aber all diese Maßnahmen reichten nicht aus. Man versuchte es auch mit himmlischem Beistand: Nach dem Großbrand des Jahres 1465 gelobten die Wipperfürther eine Wallfahrt nach Catania zum Grab der heiligen Agatha, der Schutzheiligen gegen Feuer. Nachdem der Bischof die Gemeinde von dieser Verpflichtung entbunden hatte ? Sizilien war doch arg weit weg ?, erweiterte man 1474 zu Ehren der Heiligen die kleine Maternuskapelle „by der Dyrdorp“ und zog alljährlich mit einer Prozession dorthin. So entstand die Ortschaft Agathaberg.

Quelle: Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth, Erich Kahl


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