Dieses Haus gehört zu den wenigen, die den Stadtbrand von 1795 heil überstanden haben. Es war 1782 vom Advokaten Johann Christian Heinrich Wülfing erbaut worden, nachdem der Vorgängerbau zusammen mit den Nachbarhäusern an der Südseite des Marktplatzes am zweiten Weihnachtstag des Jahres 1780 abgebrannt war; das Feuer war in Wülfings Hintergebäude ausgebrochen. Der Neubau hält sich einerseits an die traditionelle Form des Giebelhauses, nimmt aber andrerseits mit seiner fünfachsigen symmetrischen Gliederung ein typisches Element des zeitgenössischen bergischen Bürgerhauses auf.
Johann Christian Heinrich Wülfing war mehrfach Wipperfürther Bürgermeister, so auch im Unglücksjahr 1795. Als nach der Brandkatastrophe vom 3. September der erste Gottesdienst unter freiem Himmel auf dem Marktplatz stattfand, stand der Altar im Eingang des Wülfingschen Hauses. J.C.H. Wülfing besaß einen Eisenhammer in Niedergaul und war der letzte Amtsverwalter des Amtes Steinbach.
Eine Tochter heiratete den Steuereinnehmer Franz Joseph Funcke. Ihr gemeinsamer Sohn Franz, der in diesem Haus zur Welt kam, wurde Arzt und stellte aus den Archivalien, die er in seinem Elternhaus vorgefunden hatte, im Jahr 1889 das Büchlein „Beiträge zur alten Geschichte der ehemaligen bergischen Hauptstadt Wipperfürth“ zusammen.
Später gehörte das Haus dem Gerber Harhaus, der im Hintergebäude sein Legerlager eingerichtet hatte.
Nach dem Ankauf und der 1981 abgeschlossenen Restaurierung durch die Stadt Wipperfürth erhielt das traditionsreiche Gebäude den Namen „Altes Stadthaus“. Im Hintergebäude war lange Jahre das Jugendzentrum untergebracht; später diente es gastronomischen Zwecken.
Quelle: Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth, Erich Kahl