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Engelbert von Berg

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Engelbert von Berg

2011

Engelbert von Berg (um 1185 – 1225), zweitgeborener Sohn des Grafen Engelbert I. und seiner Gattin Margaretha von Geldern, wurde schon im Alter von 13 Jahren Propst des St. Georg-Stifts in Köln und im Alter von etwa 18 Jahren Propst des mächtigen Domstifts, obwohl er weder die erforderlichen Weihen noch die nötige Reife und Erfahrung besaß. Ausschlaggebend für seine Karriere waren seine Herkunft aus einem Herrscherhaus und seine Verwandtschaft mit Adolf von Altena, dem damaligen Kölner Erzbischof. Dieser war aber auch für die schwere Krise in Engelberts Laufbahn verantwortlich. Als der Stauferkaiser Heinrich VI. im Jahr 1196 vor seinem geplanten Aufbruch zum Kreuzzug seinen zweijährigen Sohn Friedrich zum König krönen ließ, verweigerte der mächtige Kölner Erzbischof seine Zustimmung, und nach Heinrichs plötzlichem Tod im Jahr 1197 setzte er sich an die Spitze derer, die ein nichtstaufisches Königtum verlangten. Als Philipp von Schwaben, der jüngere Bruder des Verstorbenen, zum neuen König bestimmt wurde, bestritt Adolf die Rechtmäßigkeit der Wahl und krönte 1198 den Welfen Otto von Braunschweig zum deutschen König. Der Thronstreit führte zu langjährigen kriegerischen Auseinandersetzungen. Als der Erzbischof mit seinen Gefolgsleuten 1204 die Seiten wechselte, nachdem Philipp durch die Plünderung des christlichen Byzanz reich geworden war, wurde er vom Papst abgesetzt und gebannt; ebenso erging es seinem Vetter, dem Dompropst Engelbert. Gemeinsam mit Engelberts Bruder, dem Grafen Adolf von Berg, verwüsteten die beiden nun die Besitzungen der Kölner Stifte, die Otto IV. treu geblieben waren. Aus diesem Grund zogen sich die in Wipperfürth ansässigen Stiftsherren von St. Aposteln nach Köln, der Hauptstadt der Welfenpartei, zurück. Philipps Ermordung im Jahr 1208 hatte nichts mit dem Thronstreit zu tun, beendet ihn aber vorläufig. Engelbert kehrte sehr bald in sein Amt zurück, musste aber erhebliche Bußzahlungen leisten und an einem „Kreuzzug“ gegen die Albigenser in Südfrankreich teilnehmen..

Der Konflikt setzte sich fort, als Otto von Braunschweig sich beim Papst unbeliebt machte und 1210 gebannt wurde. Innocenz III. setzte jetzt auf Friedrich, den Sohn Heinrichs VI., der in Süditalien aufgewachsen war; sein Erscheinen im Reichsgebiet nördlich der Alpen sollte Otto zwingen, Italien zu verlassen. Als Friedrich sich 1212 in Mainz zum König krönen ließ, war Engelbert einer der ersten, die sich ihm anschlossen. Nachdem der Staufer sich endgültig durchgesetzt hatte, wurde Engelbert im Jahr 1216 Erzbischof von Köln und war damit der mächtigste Reichsfürst. Als sein Bruder Adolf 1218 auf einem Kreuzzug zu Tode gekommen war, ergriff er auch die Herrschaft über die Grafschaft Berg, die eigentlich dessen Schwiegersohn, dem Grafen Heinrich von Limburg, zugestanden hätte.

Vor seiner Rückkehr nach Italien, wo ihn der Papst zum Kaiser krönte; ernannte Friedrich II. Engelbert zum Reichsverweser für die Gebiete nördlich der Alpen und zum Vormund seines Sohnes. Am 7.11.1225 wurde Engelbert in einem Hohlweg bei Gevelsberg überfallen und ermordet; Anführer des Trupps war ein enger Verwandter aus der Altenaer Linie, Friedrich von Isenberg. Umstritten ist, ob wirklich ein Mord geplant war oder ob man Engelbert entführen wollte, um politische Zugeständnisse zu erpressen; Friedrich fühlte sich von Engelbert in seinen Rechten als Vogt des Essener Damenstiftes beschnitten, und es gab auch weitere Adelige, deren Interessen mit der Politik des mächtigen Erzbischofs kollidierten. Nutznießer des Anschlages war jedenfalls nicht der Isenberger, der grausam hingerichtet wurde, sondern Heinrich von Limburg, der nun die Grafschaft Berg erbte; sein Wappentier wurde zum „Bergischen Löwen“. Aufschlussreich ist, dass Heinrichs Schwester mit Friedrich von Isenberg verheiratet war ...

Engelberts Nachfolger als Erzbischofs strebte dessen Heiligsprechung an, es kam aber nicht zu einer Kanonisierung durch Rom. Erst 1618, im ersten Jahr des Dreißigjährigen Krieges, wurde Engelbert im Erzbistum Köln als Symbolfigur der Katholischen Liga in den Rang eines Heiligen versetzt. Im 19. Jahrhundert erfuhr das Bild des mittelalterlichen Kirchenfürsten und Machtpolitikers eine Verklärung im Sinne der katholischen und nationalen Romantik; Engelbert wurde zum Vorbild und zur Identifikationsfigur, und das ganz besonders in Wipperfürth, wo man die von Engelbert und seinem Bruder um 1217 verfügte Abgabenbefreiung für die Bürger zur Verleihung der Stadtrechte umdeutete; in Wahrheit ging es um eine Wiedergutmachung für die Schäden, die Wipperfürth während des Thronstreits erlitten hatte. 1879 erhielt der Marktbrunnen eine Brunnenfigur, die den stehenden Engelbert darstellen sollte; sie hat seit Jahrzehnten ihren Platz an der Engelbertus-Straße. Die heute auf der Stele neben dem Marktbrunnen thronende Sitzfigur wurde 1914 aus Bronze gegossen; sie schmückte den Brunnen von 1914 bis 1937 und von 1979 bis 2003.

Im Jahre 1949 benannte sich die Wipperfürther Schützengesellschaft nach Engelbert, 1955 erhielt das Gymnasium Wipperfürth auf Antrag des Lehrerkollegiums – allerdings erst nach heftiger Diskussion – den Namen „Engelbert-von-Berg-Gymnasium“. Grundlage für diese Namengebung war aber nicht eine differenzierte Bewertung der historischen Persönlichkeit, sondern eher die unkritische Übernahme des romantischen Klischees vom heiligen Stadtgründer. Als pädagogisches oder menschliches Vorbild kann Engelbert im 21. Jahrhundert wahrlich nicht dienen; gerecht werden kann man ihm nur, wenn man das überkommene Bild „entmythologisiert“ und ihn als Kind seiner Zeit sieht.

 

Standort: Engelbertusstraße
Theaterstück von 1925

Quelle: Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth, Erich Kahl


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