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Pollender-Haus

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Pollender Haus

2011

Franz Anton Aloys Pollender wurde 1799 in Barmen geboren; im Lebenslauf zu seiner Doktorarbeit gab er allerdings 1800 als Geburtsjahr an. Geldsorgen hinderten den begabten Medizinstudenten an einer wissenschaftlichen Karriere, so dass er sich nach bestandenem Examen 1826 in Wipperfürth als Arzt niederließ. Wohnung und Praxis waren zunächst im später so genannten „Haus Eller“ („Ellersecke“), dann im Haus Hochstraße 22. Für Krankenbesuche im ausgedehnten Einzugsgebiet seiner Praxis hielt er sich ein Reitpferd. Großen Wert legte er auf den Besitz der modernsten und teuersten Mikroskope. Mit ihrer Hilfe führte er wissenschaftliche Untersuchungen auf dem Gebiet der Medizin, aber auch der Biologie durch, deren Ergebnisse er in Fachzeitschriften publizierte. 1847 verlieh ihm die Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin für eine anatomische Untersuchung des Flachses den Cotheniuspreis.

Der Milzbrand war eine heimtückische Krankheit, die häufig bei Kühen auftrat, aber auch Gerber, die ja mit Kuhhäuten in Berührung kamen, befiel. Im Herbst 1849 begann Pollender, das Blut einiger am Milzbrand verendeten Kühe „einer mikroskopischen und mikrochemischen Untersuchung zu unterwerfen“. Dabei entdeckte er „eine unendliche Menge stabförmiger, äusserst feiner, anscheinend solider, nicht ganz durchsichtiger, ihrer ganzen Länge nach gleich dicker, nicht geschlängelter, nicht wellenförmiger, nicht eingeschnürter, sondern ganz gerader, platter, in ihrem Verlaufe nicht verästelter Körperchen“ – wie wir heute wissen, die Erreger des Milzbrandes. Mit dieser Beobachtung, die er 1855 in der „Vierteljahresschrift für gerichtliche und öffentliche Medizin“ veröffentlichte, wurde Dr. Pollender zum Begründer der Seuchenbakteriologie.

Die Anerkennung zu Lebzeiten hielt sich in Grenzen. In Wipperfürth wurde der bis dahin beliebte Arzt gesellschaftlich geächtet, als er sich mit fast 70 Jahren in Therese Bausmann, eine 42 Jahre jüngere Arbeiterin, verliebte. Pollender zog mit seiner Braut über Düsseldorf nach Brüssel; wo seine Geschwister lebten. Das Paar heiratete und bekam einen Sohn. Da Pollenders medizinische Approbation in Belgien nicht anerkannt wurde, kehrte er in seine Geburtsstadt Barmen zurück, wo er 1879 in Armut starb.

Ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod wurde am Haus Hochstraße 22 in Wipperfürth eine Gedenktafel enthüllt.

Franz Anton Aloys Pollender
Veröffentlichung von 1855
Anbringung der Tafel 28.7.1928

Quelle: Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth, Erich Kahl


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